Einweihung der Helmut Schlitt Brücke
Dass verdiente Jazzmusiker nach ihrem Tode noch zu Ehren kommen, ist nichts Ungewöhnliches. Etwas Besonderes ist dagegen schon, wenn Strassen, öffentliche Plätze oder Brücken nach Jazzmusikern benannt werden. In Deutschland ist dieses noch nicht oft geschehen: wurde am 22. 09.2011 in Leipzig der „Jutta Hipp Weg“ eingeweiht.
Am 17. Juni 2012 fand die Einweihung der Helmut-Schlitt-Brücke auf Initiative des Mülheimer Jazzclubs statt.
Helmut Schlitt, geboren 1934 in Mülheim-Styrum, machte sich in den 1950er Jahren als Initiator, Jazzförderer, Trompeter und Bandgründer (so machte er beispielsweise 1953 die immer noch erfolgreich existente Woodhouse Jazzband“ – siehe www.woodhousejazz.de -, (die am 16.März 2013 ihr 60jähriges Bestehen mit einem Konzert in der Stadthalle Mülheim/Ruhr feiern wird!) um den swingenden Jazz verdient. Des weiteren gab er damals Musikunterricht und Jazzkurse und unterstützte Schülerbands. 1960 verschlug es ihn nach Mailand, (Atomenergiebehörde Ispra und wohnte in Cittiglio. / Anm.WM.) wo er Mitglied der „Milano Jazzgang“ wurde.
Er verstarb 2005 in Italien. Dem Mülheimer Jazzclub gelang es, den Mülheimer Stadtrat von der Idee zu überzeugen und zu begeistern, die von der Hauptpost zum Hingberg und damit direkt zum Mülheimer Jazzclub im Hopfen-Sack führende Fußgängerbrücke nach
Helmut Schlitt zu benennen. Alle Fraktionen stimmten einhellig diesem Vorschlag zu.
Die Installation der Gedenktafel und der Bezeichnung „Helmut-Schlitt-Brücke machte eine zeitweise Sperrung von einzelnen Fahrbahnen erforderlich, weshalb diese in der Nacht vom 14. auf den 15. Juni unter den aufmerksamen Augen
der Clubvorsitzenden Manfred Mons und Helmut Schmidt und tatkräftigem, hilfreichem Anpacken, soweit erforderlich stattfand.
Die offizielle Einweihung feierte man dann Sonntag dem 17. Juni, von 11:00 bis 14:00 Uhr mit Vertretern von Lokalpolitik und Presse, den Ruhrgebietsjazzscene und natürlich mit der „Woodhouse Jazzband“. Eine jazzige Strassenparade wurde aus den anwesenden Musikern gebildet. Es herrschte kaum ein Durch kommenauf der Brücke über dem Tourainer-Ring, als sich diese Band über die Brücke auf den Weg zur Enthüllung der Gedenktafel begab. Nun prangt also der Name „Helmut- Schlitt-Brücke“ samt Trompete über einer der verkehrsreichsten Strassen der Mülheimer Innenstadt.Bei diesen Feierlichkeiten waren auch die Familien anwesend, des Bruders mit Tochter und Enkelkind und die Witwe, Frau Gisela Schlitt mit Sohn aus Italien angereist . „Das ist schon sehr gewaltig“,zitiert die Neue Ruhr Zeitung am 18. Juni Frau Schlitt.
„Jazz ist der kürzeste Weg zum Glück,“ so würdigte Manfred Mons, 1. Vorsitzender des Jazzclub Mülheim, mit einem Zitat des Malers Markus Lüpertz die Person Helmut Schlitt. Wenn dem so ist, so ist die Brücke, die den kürzesten Weg von der Innenstadt zu
dem im „Hopfen-Sack“, Kalkstrasse 23 ansässigen Jazzclub-Domicil des Mülheimer Jazzclubs darstellt, auch das geeignete Symbol, um an die Verdienste Helmut Schlitts zu erinnern. Zum Abschluss erlaube ich mir aus dem WAZ-Artikel „Ein Jazz-Pionier baut Brücken“ vom 8. Juni 2012 einen kurzen Abschnitt zu zitieren: „Obwohl er Anfang der 1960er Jahre aus beruflichen Gründen mit seiner Familie nach Italien zog, kam er immer wieder nach Mülheim zurück, spielte mit seinen musikalischen
Weggefährten und beteiligte sich aus sozialer Überzeugung an Benefizkonzerten. Weil Helmut Schlitt nicht nur ein toller Jazzmusiker, sondern auch Mensch mit Herz war, war er über Mülheim hinaus beliebt und beachtet. Deshalb war es seinen Freunden vom Mülheimer Jazzclub ein großes Anliegen, dem Andenken an einen großen Menschen und Musiker ´´eine Brücke“ zu bauen“.
Ich sehe diese Initiative als beispielhaft an.
Möge sie viele Jazzfreunde in Deutschland und darüber hinausinspirieren, dem Jazz und auch seinen lokalen/regionalen Förderern die verdiente Anerkennung zukommen lassen. Derartige Initiativen erfordern natürlich einen enormen Einsatz, eine exzellente Netzwerkarbeit für das Zusammenwirken von Jazzclub, Lokalpolitik und Presse, viel Zeit und Geduld, doch tragen sie sicherlich mit nachhaltiger Wirkung dazu bei, dem Jazz weitere öffentliche Aufmerksamkeit zu schaffen.